La Ruinette 3875 m

Das südwestliche Wallis wird dominiert vom übermächtigen Massiv des Grand Combin. Ein wirklich gewaltiger Brocken, welcher alleine aufgrund seiner Masse viele Gipfelnachbarn nicht so richtig zur Geltung kommen lässt, obwohl sie es eigentlich verdient hätten.

Eine etwas öslich davon stehende Nachbarin ist die wunderschöne La Ruinette; zwar nicht ganz die 4000er-Marke erreichend, aber dennoch in ihrer Gruppe die Höchste und somit deren Königin. Die Erstbesteigung erfolgte nebenbei durch keinen geringeren als Edward Whymper, 8 Tage vor seiner Matterhorn-Besteigung im Jahre 1865.

Allerdings liegt die Ruinette recht versteckt und die für ihre Besteigung als Stützpunkt dienende Cabane de Chanrion ist glücklicherweise nur zu Fuß zu erreichen. Zudem befindet sich der Ausgangspunkt im Tal, das einsame Hotel de Mauvoisin, ganz am Ende des  Val de Bagnes unterhalb der Staumauer des Lac de Mauvoisins gelegen. Es ist also echte Arbeit angesagt, um diesen wunderschönen Gipfel ersteigen zu können. Der verdiente Lohn ist dafür eine wirklich abwechslungsreiche Hochtour, wobei man den Gipfel nicht selten für sich alleine hat und diesen auch noch mit einem Ausblick genießen darf, welcher sich sehen lassen kann.

Vom Gipfel der Ruinette lässt sich im Übrigen ein guter Blick auf den benachbarten Mont Blanc de Cheilon werfen, dessen rassige Überschreitung ebenfalls unter der Rubrik 3000er ausführlich beschrieben ist.

Direkt von der Cabane de Chanrion wird zunächst der Aufstiegsweg zur Hütte vom Vortag in umgekehrter Richtung bis zum Col de Tsofeiret (2630 m) begangen. Auf dem Col de Tsofeiret wird der Hüttenaufstiegsweg nun verlassen. Es folgt ein gut zu gehender Steig, welcher sich durch einen Moränenkamm bis in eine folgende Geröllsenke zieht. Diese Geröllsenke liegt südlich des Col de Lire Rose. Von der Senke geht es unschwierig immer dem Steig entlang über mehrere Serpentinen direkt hinauf zum Col de Lire Rose auf 3115 m. Bis zu dieser Wegmarke sind ca. 2,5 h Wegezeit einzuplanen.

Der Col de Lire Rose bietet sich für eine Pause vor dem eigentlichen Einstieg in die weitere Tour sowie zum Anlegen der Klettergurte sehr gut an.

Direkt vom Col wird in östlicher Richtung über den Block- bzw. Felsrücken der nicht immer sehr deutlich ausgeprägten Westrippe aufgestiegen. Diese Rippe besteht aus Gehgelände, welches immer wieder durch kürzere, aber auch ausgesetzen Kletterstellen unterbrochen wird; der Fels ist im Allgemeinen fest. Die meisten Stellen übersteigen bis auf eine den II. Grad nicht. Die Schlüsselstelle der Westrippe bewegt sich über eine kurze Distanz im III. Grad. Hinauf ist diese aber gut ohne Absicherung zu klettern, lediglich im Abstieg kann diese etwas heikel sein (ggf. sichern oder abseilen) und ist manchmal auch etwas schwer zu finden (auf ältere Abseilstände mit Bandschlingen achten). Die Westrippe mündet schließlich auf der 3386 m hoch gelegen Schulter. Bis zur Schulter sind weitere 1-2 h Klettertzeit einzuplanen. Von der Schulter selbst ist der weitere Anstieg auf die Ruinette sehr gut einzusehen. Wichtig ist hier jedoch, sich den Ausstieg aus der Rippe gut zu merken (oftmals steht dort ein größerer Steinmann), um es beim Abstieg hier leichter zu haben.

Direkt von der Schulter wird anschließend der Glacier de la Ruinette in nördliche Richtung betreten, man umgeht ostseitig den Punkt 3470 und steigt schließlich nordöstlich bis in eine kleine, oftmals schneebedeckte Scharte auf. Diese Scharte liegt zwischen Punkt 3710 und dem Beginn des eigentlichen SW-Grates. Der nun folgende Gipfelgrat bewegt sich im II. Grad (meist Blöcke mit guten Griffen) und wird ausgesetzt direkt an der Gratschneide bis zum Gipfel erklettert.