Bishorn 4153 m

Der Vielseitige im Weisshornschatten


Im Schatten des ihm an Höhe und Größe bei Weitem überlegenen Weisshorns fristet das Bishorn mitunter ein etwas vernachlässigtes Dasein, wenn man einmal von seinem Anstieg über den Normalweg von der Tracuithütte absieht, welcher häufig hoch frequentiert und technisch recht einfach ist. Dieses Schattendasein  wird diesem Berg jedoch nicht gerecht, da sich  insbesondere seine Nordostseite als rassig und ganz und gar nicht einfach präsentiert.

Nichts mehr haben die Anstiege über diese Seite mit dem breiten Trampelpfad auf dem Normalanstieg zu tun, vielmehr bieten sie entweder steile Eiskletterei durch die Nordostwand oder eine lange anspruchsvolle Hochtour in kombiniertem Gratgelände und zerklüfteten Gletscherpassagen. Kurz, das Bishorn zeigt sich vielseitig, was ein Besuch definitiv lohnend macht.

Hinzu kommt auch, dass sich über die Nordostseite deutlich weniger Bishornaspiranten versuchen, was dazu führt, dass eine Besteigung durchaus ein einsameres Erlebnis werden kann und somit eine wohltuende Alternative zu manch anderem überlaufenen Berg darstellt.

Der hier beschriebene Ostgrat ist eine anspruchsvollere Hochtour in kombiniertem Gelände, insbesondere auch die Gesamtlänge der Tour ist dabei nicht zu unterschätzen. Überragend und besonders erwähnenswert an dieser Stelle ist zudem der Gipfelblick auf das zum Greifen nahe Weisshorn. Nicht selten gedeihen bei diesem Anblick bereits neue Pläne für weitere, zukünftige Unternehmungen...


Bishorn Überschreitung O-Grat/Nordwestflanke (24./25.07.2010)

   
Talort:  Gruben/Vorderer Sännturm 1901 m
Stützpunkt:  Turtmannhütte 2519 m
Aufstiegsroute:  O-Grat
Abstiegsroute:  NW-Flanke
Gipfelhöhe:  4153 m
Höhenmeter:

 Gruben/Vorderer Sännturm - Turtmannhütte:   618 m  

 Turtmannhütte - Pointe Burnaby - Bishorn: 1634 m

 Bishorn - Gruben/Vorderer Sännturm: 2252 m

Dauer:

 Gruben/Vorderer Sännturm - Turtmannhütte: 2h

 Turtmannhütte - Bishorn: 6,5 h

Schwierigkeiten:

 Ziemlich schwierig, II-III, im Firn bis 45°:

 lange kombinierte Hochtour, Fels häufig in Blockgelände, ausgesetzte 

 Firngratabschnitte. Kurze Steilstelle im Firn zum Bisjoch, hier bereitet manchmal der 

 Bergschrund Probleme.

 Langer Abstieg über Gletscher, insbesondere am Turtmanngletscher.

Kartenmaterial:

 LK 1308 St. Niklaus, LK 1327 Evolène, GOOGLE MAPS

Wetterinformation:

 METEO-SCHWEIZ    MeteoGroup Schweiz AG

Tourdatum und eigene Zeit:

 24./25.07.2010

 Aufstieg:

 Gruben/Vorderer Sännturm - Turtmannnhütte:      1h  20 min

 Turtmannhütte - Pointe Burnaby - Bishorn:              7h  45 min

 

 Abstieg:

 Bishorn - Gruben/Vorderer Sännturm:                         7h 10 min

Seilschaft:

 Dominik Gottlieb, Andreas Brendle

 

Routenbeschreibung

Direkt von der Turtmannhütte führt zunächst ein Pfad relativ eben in südöstlicher Richtung zu einer Rinne, dem so genannten "Gässi". Innerhalb der Rinne wird dem Pfad zunächst weiter gefolgt bis man nach ca. 50 m rechts in die Felsen gelangt. Diese Felspassage ist mit Kabeln und Drahtseilen abgesichert.

Oberhalb der Felspassage zunächst weiter dem Pfad bis zu einer Wegabzweigung folgen. An dieser Stelle nicht rechts in Richtung Gletscher gehen, sondern links dem Weg weiter bis zu einem großen Steinmann folgen. Nun dem Pfad, dabei immer auf der Seitenmoräne verbleibend, weiter folgen. Auf ungefähr 2820 m trifft man erneut auf einen Steinmann. Erst an dieser Stelle wird nun nach rechts in ein grabenartiges Gelände kurz abgestiegen, um auf der anderen Seite über plattenartiges Gelände wieder aufzusteigen, wo schließlich der Brunegggletscher erreicht wird.

Anschließend wird auf dem Brunegggletscher zunächst an seinem NO-Rand entlang aufgestiegen, eine folgende Spaltenzone wird rechts umgangen. Nun weiter, südlich haltend, in Richtung des Steilhangs gehen, der zum Bisjoch führt, dabei ausreichend Abstand zur NO-Wand des Bishorns halten.

Unterhalb des Bisjochs muss zunächst der Bergschrund überwunden werden, anschließend steil (20 m) über oft vereisten Firn (45°) ins Bisjoch steigen. Bis ins Bisjoch sind ca. 3,5 h Zeitressource einzuplanen.

Nun immer dem O-Grat folgen. Zunächst ist der Grat überwiegend felsig (II-III), teilweise schneedurchsetzt und steil. Ungefähr auf der Hälfte des Grates geht dieser in Firn über und wird deutlich schmaler, flacht jedoch zunächst ein wenig ab, um bald darauf wieder deutlich steiler zu werden. Diese Passage ist sehr ausgesetzt, man befindet sich permanent am oberen Rand der NO-Wand. Der Grat endet schließlich am Vorgipfel, der so genannten Pointe Burnaby auf 4135 m. Über die Felsen des Vorgipfels unschwierig über einen auf der anderen Seite liegenden kurzen Firnhang in einen Sattel absteigen und von dort über den Schlussgrat des Normalwegs auf den Hauptgipfel. Vom Bisjoch bis auf den Hauptgipfel sind nochmals gute 3 h in die Tourenplanung einzukalkulieren.

Vom Gipfel zunächst über den Normalweg der NW-Flanke bis zur Tracuithütte absteigen (Vorsicht: teilweise Längsspalten!).

Von der Tracuithütte weiter in nördlicher Richtung zunächst spaltenreich, steil und zerklüftet über den Turtmanngletscher absteigen, bis sein nordwestliches Ufer erreicht wird. An diesem Ufer weiter bis auf ca. 2800 m absteigen. Ab hier wird der Gletscher deutlich flacher und man folgt ihm weiter bis in die Nähe von P. 2913 m. Über die leichten Felsen abklettern (teilweise alte Metalltritte und Metallhaken vorhanden) bis der darunter liegende Brunegggletscher erreicht wird. Diesen anschließend in östlicher Richtung bis kurz oberhalb des "Gässi" queren, wo wieder der Aufstiegspfad erreicht wird. Über das "Gässi" schließlich zurück zur Turtmannhütte.


Die Tour in Bildern